Die Tiefe Hirnstimulation (THS) ist ein modernes und effektives neurochirurgisches Verfahren zur Behandlung verschiedener neurologischer Erkrankungen. Durch gezielte elektrische Impulse auf bestimmte Hirnregionen trägt die THS maßgeblich zur Kontrolle von Bewegungsstörungen und bestimmten psychiatrischen Krankheitsbildern bei. In diesem Artikel erhalten Sie detaillierte Informationen darüber, was die THS ist, wie sie durchgeführt wird und bei welchen Erkrankungen sie zum Einsatz kommt.
Die Tiefe Hirnstimulation (engl. Deep Brain Stimulation, DBS) ist ein Verfahren, bei dem feine Elektroden in bestimmte Zielregionen tief im Gehirn implantiert werden. Diese Elektroden senden kontinuierlich oder kontrolliert elektrische Impulse aus, um krankhafte neuronale Aktivität zu modulieren und Symptome zu lindern.
THS ist ein reversibles Verfahren – das Stimulationssystem kann ein- oder ausgeschaltet, individuell angepasst oder bei Bedarf entfernt werden. Im Gegensatz zu dauerhaften chirurgischen Eingriffen bietet die THS daher eine flexible Behandlungsoption.
Die THS kommt vor allem bei folgenden Krankheitsbildern zum Einsatz:
Linderung motorischer Symptome wie Tremor, Rigor und Bradykinese – insbesondere bei Patienten mit unzureichendem Ansprechen auf Medikamente oder starken Nebenwirkungen.
Erste offiziell zugelassene Indikation für THS – zur Reduktion unkontrollierbarer Zittern, vor allem an Händen, Kopf oder Stimme.
Unwillkürliche Muskelkontraktionen können durch THS deutlich vermindert werden, was die Lebensqualität verbessert.
Bei therapieresistenter Zwangsstörung kann THS bestimmte Hirnareale beeinflussen, die für die Emotions- und Gedankenregulation zuständig sind.
In Fällen medikamentös nicht kontrollierbarer Epilepsie kann die THS die Häufigkeit und Schwere der Anfälle reduzieren.
THS kann krankhafte Nervenimpulse modulieren und die Ausprägung von Tics reduzieren.
a) Patientenauswahl
Eine umfassende neurologisch-psychiatrische Beurteilung ist entscheidend. Bildgebende Verfahren (MRT, CT) bestimmen die Zielareale, ergänzt durch neurophysiologische Tests und interdisziplinäre Beratung.
b) Operationsvorbereitung
Die Operation erfolgt meist in Lokalanästhesie. Der Kopf wird mittels eines stereotaktischen Rahmens fixiert, um die präzise Platzierung der Elektroden zu gewährleisten.
c) Elektrodenimplantation
Die Elektroden werden stereotaktisch in die Zielareale eingeführt. Während der OP werden neurophysiologische Signale gemessen und erste symptomatische Verbesserungen überprüft.
d) Implantation des Impulsgebers
Die Elektroden werden mit einem unter der Haut im Brustbereich implantierten Impulsgeber (Neurostimulator) verbunden – dieser versorgt das System mit Strom und ist programmierbar.
In der postoperativen Phase erfolgt die individuelle Programmierung der Stimulationsparameter, angepasst an den klinischen Verlauf und die Bedürfnisse des Patienten.
Symptomkontrolle: Deutliche Linderung von Tremor, Muskelsteifheit und Tics.
Reversibilität: Die Stimulation kann angepasst oder vollständig deaktiviert werden.
Reduktion medikamentöser Belastung: In vielen Fällen ist eine Reduktion der Medikamentendosis möglich.
Langfristige Wirkung: Mit entsprechender Nachsorge kann das System über Jahre hinweg effektiv funktionieren.
Trotz hoher Sicherheit birgt die THS – wie jeder chirurgische Eingriff – gewisse Risiken:
Blutungen und Infektionen: Selten, aber möglich bei Hirnoperationen.
Fehlplatzierung der Elektroden: Kann die Effektivität beeinträchtigen.
Stimulationseffekte: Mögliche Nebenwirkungen wie Kribbeln, Sprachstörungen oder Gleichgewichtsprobleme.
Gerätekomplikationen: Batterieerschöpfung oder technische Defekte sind selten, aber möglich.
THS eignet sich für Patienten, die:
auf medikamentöse Therapien nicht ausreichend ansprechen,
eine stark eingeschränkte Lebensqualität durch Bewegungsstörungen haben,
allgemein gesundheitlich in der Lage sind, einen neurochirurgischen Eingriff zu durchlaufen.
Eine ausführliche interdisziplinäre Voruntersuchung ist entscheidend für den Therapieerfolg.
Die Tiefe Hirnstimulation (THS) stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Behandlung neurologischer Erkrankungen dar. Sie bietet insbesondere bei Bewegungsstörungen und therapieresistenten Krankheitsbildern eine wirksame Option zur Symptomkontrolle. Eine sorgfältige Patientenauswahl und enge interdisziplinäre Zusammenarbeit sind für den Erfolg unerlässlich.
Wenn Sie mehr über die THS erfahren möchten oder eine individuelle Beratung wünschen, steht Ihnen unser Team gerne zur Verfügung.